Krippenspiel 2022 „Das schlechteste Krippenspiel“ von Melanie Mogk

Endfassung mit 6 Hirten

  1. Szene: Vor Spielbeginn

Regisseur: Liebes Publikum, jetzt sehen Sie das Krippenspiel und erleben unseren Kinderchor. Viel Vergnügen! (setzt sich seitlich - Pause - )

Maria? Josef?

Maria aus dem Off: Oh, sind wir schon dran? Ich muss nur noch meine Wimperntusche auftragen.

Regisseur leicht genervt: Maria hatte keine Wimperntusche, die war seit Wochen unterwegs.

Maria und Josef kommen auf die Bühne.

Josef will seinen Arm um Maria legen.

Maria: Fass mich nicht an!

Josef: Na, hör mal wir sind schließlich verlobt.

Regisseur: So geht das doch nicht. Ihr müsst euch in die Rolle einfühlen.

Josef: Also ich bin eingefühlt.

Maria: Ich will einen Esel. Ohne Esel mache ich gar nichts. Die echte Maria hatte sicher auch einen Esel. Und das wäre auch gar nicht so viel Aufwand.

Regisseur: Das kommt überhaupt nicht in Frage.

Maria: Und warum nicht?

Regisseur: Der letzte Esel hat den ganzen Christbaumschmuck gefressen und er hat sich nicht von der Stelle bewegt.

Maria: Aber ich würde mich ganz gut um ihn kümmern und ich kann sehr gut mit Tieren...

Regisseur unterbricht sie: Es wird nicht diskutiert. Die Leute sind ja alle schon da. (zum Publikum, lächelnd:) Gleich geht es los!

Engel 2 rennt auf die Bühne: Mein Sternenband wurde gestohlen! Ich kann es nicht finden.

Josef: Ich habe es das letzte Mal dort hinter der Bühne gesehen.

Engel 2: Da habt es doch wirklich gar nichts verloren.

Regisseur: Engel du bist nicht dran. Geh wieder zurück.

Engel 2: Ach, da ist es ja. Das verstehe ich nicht. Wer hat es wohl dahin gelegt?

Regisseur schreit: Engel zurück an deinen Posten!

Engel 2: Ist ja gut ist, ist ja gut, ich geh ja schon.



Wirt 1: Ich warte jetzt schon wirklich eine Ewigkeit, aber niemand kommt zu meinem Gasthaus. 5 Minuten 43 Sekunden nach Spielbeginn sollte es klopfen und ich werde gefragt ob hier noch ein Zimmer frei ist. Fünf Sekunden später öffne ich die Tür und sage, dass alles belegt ist.

Josef: Was hast du denn für einen krassen Tick, dass du die Minuten zählst, wann du dran bist?

Wirt 1: Also nach meiner Berechnung sind Maria und Josef jetzt schon in der Krippe.

Hirte 2 und 3 kommen lachend auf die Bühne.

Hirte 1: Ganz schön clever von dir, das Sternenband zu verstecken.

Regisseur: Das darf doch nicht wahr sein.

Hirt 2: Und die Flügel habe ich noch besser versteckt. Die finden sie nie.

Regisseur: Womit habe ich das verdient? Ich wollte einfach ein gutes Stück aufführen. Die Leute sind schon alle da und nichts klappt. Maria und Josef wollen unbedingt einen Esel.

Josef: Nur Maria!

Regisseur: Der Engel und der Wirt kommen zu früh. Aber das ist noch nicht mal das Schlimmste. Das Schlimmste ist, dass die Hirten die Engel ärgern. Wie soll das hier jemals funktionieren, wenn alle gegen einander arbeiten? Ich bin ein schlechter Regisseur. Ich werde nie ein gutes Stück aufführen können. Die Leute werden aus der Kirche rennen, weil sie es so schlecht finden. Die Kinder werden weinen, weil sie kein Wort verstehen. Der Pfarrer wird mich schimpfen, bis der nächste Gottesdienst anfängt. Und noch unter dem Christbaum an Heiligabend wird man sagen: „was für ein schlechtes Stück.“ Ich sehe sie schon stehen, die Kritiken in der Zeitung. „Schlechtestes Krippenspiel aller Zeiten“, „Regisseur versagt“, „die Zahlen der Kirchenaustritte steigen! Liegt das an dem schlechten Krippenspiel an Heiligabend? Der Kirchenvorstand diskutiert.“ Und noch Jahre später wird man sagen: „Weihnachten 2022 war wirklich ein schlechtes Krippenspiel.“

Echter Engel 1: Aber aber…

Regisseur: Ha, wer bist den du? Ich habe schon genug Engel. Ich brauche keine Schauspieler mehr. Ich habe genug Ärger mit meine Eigenen.

Engel 1: Ich bin doch kein Schauspieler! Ich bin ein Engel. Ich will dir helfen. Ich glaube vor lauter Theaterspielen hast du aus dem Blick verloren, worum es heute geht.

Regisseur: Worum es heute geht? Das ist doch völlig klar. Es geht darum ein super Krippenspiel aufzuführen, damit alle zufrieden nach Hause gehen. Und sagen: Das hat der Regisseur großartig gemacht. Was der aus den Kindern herausgeholt hat! Alle Achtung.

Engel 1: Komm einmal mit und sieh es dir an, worum es heute wirklich geht.

Regisseur: Ich kann hier doch nicht weg.

Engel 1: Keine Sorge, ich nehme euch alle mit. Und zeige euch die Weihnachtsgeschichte.

Regisseur: okay, ja, gut, das ist sicher inspirierend. Da kann ich noch historischen Kontext in das Stück einbauen.

(Alle ab)

Kinderchor: Stimmt euch auf die Weihnacht ein

  1. Szene: Maria und Josef

Lesung: Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde. 2Und diese Schätzung war die allererste und geschah zur Zeit, da Quirinius Statthalter in Syrien war. 3Und jedermann ging, dass er sich schätzen ließe, ein jeder in seine Stadt. 4Da machte sich auf auch Josef aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das jüdische Land zur Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, weil er aus dem Hause und Geschlechte Davids war, 5damit er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe; die war schwanger.

Röm. Soldat: Befehl des göttlichen Kaisers Augustus: Jeder Bewohner im Land Judäa muss in seinen Geburtsort gehen. Dort werden alle in Steuerlisten eingetragen. Judäa gehört zum römischen Reich. Alle Bewohner müssen dem Kaiser Steuern zahlen. Die römischen Soldaten werden überwachen, dass der Befehl ausgeführt wird.

(Soldat ab, Josef und Maria gehen langsam)

Josef: Jetzt sind wir schon 10 Tage unterwegs. Und wir haben nicht mal einen Esel. Alles müssen wir schleppen.

Maria: Ja, ein Esel, das wäre jetzt wirklich gut.

Josef: (bleibt stehen) Ich mag nicht mehr. Das ist alles so ungerecht: Warum müssen wir jetzt nach Bethlehem? Nur weil dieser Kaiser es will. Dem ist ganz egal, wie es uns geht. Er befiehlt und wir müssen gehorchen. Das ist so ungerecht. Die Welt ist so ungerecht. Ich hasse den Kaiser Augustus!

Maria: (Beruhigend) Josef, es nutzt doch nichts, wenn du immer schimpfst. Du regst dich nur auf. Spar dir deine Kräfte für den Weg.

Josef: Weißt du, was ich gestern geträumt habe: Die Römer waren einfach weg. Kein einziger Soldat, der uns zu irgendetwas zwingen könnte. Kein Kaiser Augustus. Keine Volkszählung. Wir saßen zuhause und ich habe eine Wiege für unser Kind gebaut. (seufzt) (wütend) Und stattdessen müssen wir hier laufen und laufen und..

Maria: Träum doch lieber, davon, dass wir endlich ankommen in Bethlehem. Denn dieser Traum geht in Erfüllung. Schau dort sind die Lichter von Bethlehem.

Josef: Endlich!

Maria: Schade, dass du keine Verwandten mehr in Bethlehem hast, bei denen wir schlafen könnten.

Josef: Ja, das ist wirklich schade. Aber dort ist eine Herberge.

Wirt 1 (Schaut auf die Uhr) Ihr seid aber wirklich spät… ich meine … was wollt ihr hier so spät am Abend? Eben habe ich mich gelegt, nach einem langen Tag. Und ich habe so schön geträumt. Ich hatte das vornehmste Hotel im Ort, nur Herzöge und Grafen haben bei mir übernachtet.

Maria: Das sind wir leider nicht. Aber wir suchen eine Übernachtung.

Wirt 2: Tut mir leid. Es gibt hier keine Betten mehr. Alles ist belegt.

Wirt 1: Statt Herzögen und Grafen haben wir Römische Soldaten im Haus. Die überwachen die Volkszählung.

Wirt 2: Das sind raue Gesellen. Da ist es sowieso besser für euch, woanders zu schlafen.

Josef: So für die Römer habt ihr Platz und für uns nicht! Da kann ich mich gleich wieder aufregen. Die können in weichen Betten liegen und wir sollen uns in die Gosse legen.

Wirt 1: Meinst du, die Soldaten haben höflich gefragt, ob sie hier übernachten können? Ich hätte auch lieber euch als meine Gäste.

Josef: Was sollen wir denn machen? Meine Frau ist hochschwanger. Wer weiß, wann das Kind kommt nach dieser anstrengenden Reise?

Wirt 2: (seufzt) Es ist keine gute Zeit, ein Kind zu bekommen.

Wirt 1: Wenn Ihr wollt, könnt Ihr dort hinten in den Stall gehen. Da liegt noch Heu und Stroh. Die Tiere machen es warm. Und Ihr habt Ruhe.

Josef: (wütend) Ein Stall? Unser Kind soll im Stall geboren werden? Sind wir Schafe, die ihre Lämmer im Stall zur Welt bringen?

Maria: Reg dich nicht auf, Josef. Das ist gut so. Dort haben wir unsere Ruhe. Vielen Dank.

Wirt 1: Wenn ich mich jetzt hinlege, kann ich noch 6 Stunden und 15 min schlafen – da bekomme ich noch 3 Stunden Tiefschlafphase und…

Wirt 2: Gute Nacht!

Lesung: Und als sie dort waren, kam die Zeit, dass sie gebären sollte. 7Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.

Gemeindelied: Zu Bethlehem geboren o.a.



  1. Szene : Hirten auf dem Feld

Lesung: Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde.

Hirte 1: Ach, was ist das nur für ein Leben! Tag für Tag sitzen wir hier und bewachen die Schafe.

Hirte 2: Es ist so kalt und langweilig. Nie passiert irgend etwas.

Hirte 3: Jammere nicht! Wir könnten es doch viel schlechter haben.

Hirte 2: Noch schlechter? Wir sind arm. Alle Kleider müssen wir aus der kratzigen Wolle unserer Schafe machen.

Hirte 1: Und zu essen haben wir nur, weil wir ab und zu ein Schaf verkaufen.

Hirte 2: Und manchmal nehmen uns die Römer einfach Schafe weg.

Hirte 5: Ich weiß gar nicht, was ihr habt. Ich bin gerne Hirte.

Hirte 3: Stell dir vor, wir hätten gar keine Schafe. Dann müssten wir betteln. Ich hatte letztens einen schlimmen Traum. Wir lebten in einer anderen Zeit. Eine schlimme Krankheit hat das Land befallen. Die Leute durften sich nicht umarmen und sie mussten die ganze Zeit Masken tragen.

Hirte 4: Das klingt wirklich nach einem Albtraum.

Hirte 5: Gut, dass es nur ein Traum ist. Sowas kann gar nicht passieren.

Hirte 1: Aber mir ist immer so schrecklich langweilig. Nichts passiert! Tagein, tagaus immer nur das gleiche. Es dauert nicht mehr lang, dann fang ich auch noch an, wie ein Schaf zu mähen.

Hirte 2: Määä

Hirte 5: Dann habe ich ja noch mehr Schafe, auf die ich aufpassen muss. Ach, habe ich doch eh schon.

Hirte 4: Salomo, erzähl uns doch eine Geschichte. Das vertreibt uns die Zeit.

Hirte 3: Vor langer Zeit kam hier aus unserem kleinen Ort Bethlehem ein großer König. König David. Gott hatte ihn auserwählt. Er besiegte die mächtigen Feinde. Die Propheten sagen: So ein König wird wieder kommen. Er wird aus Bethlehem kommen. Und er wird ein König des Friedens sein.

Hirte 6: Hoffentlich kommt er bald. Und schafft Frieden.

(Engel kommen)

Hirte 1: Was ist das für ein helles Licht?

Hirte 2: Ah, das blendet mich!

Hirte 5: Da kommen Weiße Gestalten!

(Hirten verdecken ihre Gesichter und weichen zurück).

Hirte 3: Hilfe!

Hirte 4: Ich habe Angst!

Hirte 6: Das sind Engel.

Engel 1: Fürchtet euch nicht!

Engel 2: Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird.

Engel 3: Denn euch ist heute der Heiland geboren.

Engel 4: In Bethlehem, der Stadt des König Davids.

Engel 5: Er ist Christus, der Herr!

Engel 6: Und das hat zum Zeichen: ihr werden finden das Kind, in Windel gewickelt

Engel 7: und in einer Krippe liegen.

Alle Engel zusammen: Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden bei den Menschen, die er liebt.

(Engel ab) Kinderchor: Gloria, Ehre sei Gott

Hirte 1: Was war das?

Hirte 2: Ich habe noch immer ganz weiche Knie.

Hirte 5: Die Engel sind zu uns Hirten gekommen.

Hirte 3: Davon werde ich noch meinen Enkeln erzählen.

Hirte 4: Ich glaube, ich träume.

Hirte 6: Ich freue mich so.

Hirte 1: Das ist der Friedenskönig, von dem die Propheten erzählt haben.

Hirte 2: Ein König in einer Krippe? Das kann ja gar nicht sein.

Hirte 3 : Komm wir müssen los. Wir dürfen keine Zeit verlieren.

Gemeindelied: Engel haben Himmelslieder

4. Szene: An der Krippe

Hirte1: Sieh nur das Kind. Wenn ich es anschaue, erfüllt es mich mit Frieden.

Hirte 2: Du wirst ja ganz poetisch!

Hirte 5: Wir armen Hirten dürfen den neuen König sehen.

Hirte 3: Das ist der König des Friedens, den die Propheten verkündet haben.

Hirte 4: Gott, ich danke dir für das Kind in der Krippe.

Hirte 6: Du schenkst uns deinen Frieden.

(Engel 1 und Regisseur kommen zur Krippe)

Engel 1: Und nun?

Regisseur: Gut, dass du mich hierhergeführt hast. Du hast recht: Es geht nicht um das perfekte Krippenspiel. Es geht um Menschen, die es schwer haben. Es geht um Gott, der mitten in unsere ungerechte Welt seinen Sohn schickt. Es geht um das Kind in der Krippe, das uns den Frieden bringen will.

Engel 1: Dann geht und verkündet die gute Botschaft.

Alle: Euch ist heute der Heiland geboren!

Regisseur: Und nächstes Jahr, da schreibe ich ein Krippenspiel, das wird großartig. Über die Dramatik der Weihnachtsnacht, den Friedensbringer in der kalten Welt. Das wird das beste Krippenspiel, das hier je aufgeführt wurde.

Engel 1: Jetzt freuen wir uns aber erst einmal über dieses Weihnachtsfest.

Kinderchor: Stimmt in unsern Jubel ein